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Königin Hortense - ihre Zeit auf dem Arenenberg und in Konstanz
Sie erzog einen Kaiser und kämpfte gegen Depressionen. Sie gab sich bescheiden, charmant und kunstbeflissen und hatte doch eine eigene ehrgeizige Agenda. Als Hortense de Beauharnais 1817 im Alter von 34 Jahren den Arenenberg erwarb, um sich ein neues Leben im Exil aufzubauen, musste sie sich selbst und ihre Rolle neu erfinden. Dank Geld und Beziehungen baute sie fernab von Paris ihren Einfluss sogar noch aus. Geliebt wurde sie allemal: Der englische Dichter Lord Byron nannte sie die «vollendete Hortense».
Die Vorgeschichte
Hortense wird am 10. April 1783 in eine der besten Familien Frankreichs hineingeboren: Ihr Vater ist Vicomte Alexandre de Beauharnais, der durch ein Revolutionstribunal in Paris zum Tod verurteilt wird, als sie elf Jahre alt ist. Ihre Mutter Joséphine heiratet wieder: ihr zweiter Mann, General Napoleon Bonaparte, nimmt Hortense und ihren Bruder wie eigene Kinder an. Schliesslich verheiratet er sie 19-jährig mit seinem jüngeren Lieblingsbruder Louis Bonaparte, den er 1806 zum König von Holland macht. Das Paar bekommt drei Söhne (von denen die beiden älteren sterben) und trennt sich 1810, auch aufgrund von Louis‘ Eifersucht. Einen danach geborenen vierten, unehelichen Sohn (mit ihrem Liebhaber General Charles Joseph Graf von Flahaut) hält sie geheim. Das Kind wächst bei Flahauts eigener Mutter auf. Trotz der Auflösung der Ehe von Hortenses Mutter (1809) und trotz ihrer eigenen Trennung von Louis Bonaparte unterstützt sie ihren Stiefvater Napoleon I. bei seiner kurzzeitigen Rückkehr an die Macht 1815. Da der Kaiser im Feld ist, repräsentiert sie das Kaiserreich. Das führt nach dessen endgültiger Niederlage bei Waterloo zu ihrer Verbannung. Napoleon wird auf die Insel St. Helena verschifft, seine Verwandten müssen Frankreich verlassen.
Auf dem Weg in die neue Heimat – von der Flucht bis zum Kauf des Arenenbergs
Fünf Monate dauert es, bis Hortense gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn Louis Napoléon im Dezember 1815 den Thurgau und Konstanz erreicht. Samt Hofstaat, dutzenden Koffern und Hausrat ist sie unterwegs, doch trotz – oder gerade wegen – des imposanten Umzugskonvois wird sie immer wieder zur Persona non grata erklärt. Hortense länger zu beherbergen oder ihr gar einen dauerhaften Platz zum Leben anzubieten, ist politisch für die Gastgeber zu gefährlich. Erst in Konstanz kehrt Ruhe ein. Am Abend des 7. Dezembers 1815 kommt sie in der Stadt an und übernachtet im Haus Zum goldenen Adler. Schon im Folgemonat zieht sie in das Zumsteinsche Gut auf der Petershauser Seite der Konstanzer Bucht um und erkundet die Gegend auf der Suche nach einer weiteren Immobilie. Als Stadtpalais kommen mehrere Anwesen in Frage, dazu möchte sie aber standesgemäss auch einen Landsitz erwerben. Im benachbarten Thurgau wird sie fündig: Schloss Arenenberg oberhalb von Ermatingen bzw. Mannenbach. Ein zweiter Landsitz befindet sich im Grossherzogtum Baden: Das Loretto oder heute Seeheim genannte Gut – ganz in der Nähe des Konstanzer Hörnles gelegen. Da Immobilienbesitz der Königin in Baden unerwünscht ist, fädelt sie den Kauf des Loretto-Gutes über das befreundete Bankhaus Macaire ein. Dem Arenenberg verpasst die stilvolle neue Hausherrin gleich zu Beginn ein Upgrade. Zinnenmauer und Nebengebäude lässt sie abreissen, ein neues Nebengebäude, die Dependance, wird errichtet. In dieser Zeit pendelte Hortense viel zwischen Konstanz, einer weiteren Liegenschaft in Augsburg und der Familie im italienischen Exil, wo ihr älterer Sohn Napoléon Louis beim Vater wohnt. Der Bodensee ist allerdings ihr Lebensmittelpunkt: Umso repräsentativer der Arenenberg wird, desto mehr Zeit verbringt sie hier.
Impulse für Stil und Mode, Impulse für die Wirtschaft, Impulse für die Politik
Hortense lebt sich am Bodensee ein und ihr Flair beflügelt die Region. Das Rahn‘sche Modegeschäft am Konstanzer Obermarkt erweitert sein Sortiment und wird zum geschmackvollen Kaufhaus auch für exklusivere und feinere Kleidungsstücke. Viele andere Einzelhändler und Handwerker profitieren von dem mit ihr eingezogenen Trend, sich à la parisienne herauszuputzen. Das von Hortense gewählte Interieur des Schlosses ist ebenso stilprägend wie ihr eigenes Äusseres. Der Zeltsalon, in dem sie Besucher empfängt, die farbenfrohen Tapeten und die Liebe zur Kunst machen sie zur strahlenden Ikone des exquisiten Lebens. Hortense inszeniert sich als femme artiste, die sich beim Zeichnen und Musizieren ihrer weiblichen Rolle fügt. Zu gefallen und angenehme Beziehungen zu pflegen, ist ihr wichtig. Doch ihr Geld und ihre Beziehungen sorgen in der Bodenseeregion für einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung. Die Herosé-Stoffdruckerei stellt «Hortensiaware» nach ihren Entwürfen her und verkauft diese Stoffe sehr erfolgreich. An der Stoffdruckerei der Bankiersfamilie Marcaire hält sie sogar selbst Anteile. Ihre Geschäfte macht sie allerdings bei weitem nicht nur mit Damast und Jacquard. Sie finanziert den Beginn der Dampfschifffahrt auf dem Bodensee mit und unterhält Verbindungen zum Fürsten Esterházy auf der nahen Insel Mainau, dem wahrscheinlich reichsten Mann ihrer Zeit. Gemeinsam schaffen sie am Bodensee eine Kulturlandschaft ohne gleichen.
Hoher Besuch in Hortenses Salons
Literaten und Komponisten, Dichter und Denker, Politiker und Adlige gehen auf dem Arenenberg ein und aus. Sie lieben das Gespräch mit Hortense, die als eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit gilt und als perfekte Gastgeberin. Zu Hortenses Kreisen gehören beispielsweise Alexandre Dumas (Autor von «Die drei Musketiere» und «Der Graf von Monte Christo»), François-René de Chateaubriand (Politiker, Diplomat und einer der Begründer der literarischen Romantik in Frankreich) und Juliette Récamier (It-Girl ihrer Zeit, das sich auf einer später nach ihr benannten Liege portraitieren lässt). Komponist Franz Liszt spielt auf Hortenses Klavier, auch der weltreisende Forscher und Vermesser Alexander von Humboldt gehört zu ihren Bekannten. Nicht nur zu Künstlern und Reisenden hält sie enge Beziehungen. Sie verkehrt auch mit Guillaume-Henri Dufour, dem Gründungsvater der modernen schweizerischen Eidgenossenschaft und dem liberalen Theologen Ignaz von Wessenberg, Verfechter der Aufhebung des Zölibats.
Machthungrige Maman, umschwärmt und gut beraten
Hortenses Ambitionen sind grösser, als man es der sich bescheiden präsentierenden Frau zutraut. So liebäugelt sie zusammen mit ihrem Sohn beispielsweise mit der Ansiedlung von Schwerindustrie am Bodensee und sichert sich vorsorglich die Abbaurechte an Braunkohle in Tägerwilen. Beraten wird sie von ihrem Verwalter Vincent Rousseau, vom Verleger Friedrich Cotta und den ihr verbundenen Bankiers (u.a. von Bankhaus Bethmann in Frankfurt). Mit ihrem Vermögen unterstützt sie Arme und Kriegsflüchtlinge, Schulen und kirchliche Einrichtungen, sie tritt gern mildtätig, kunstbeflissen und gläubig auf. Naiv ist sie aber nicht, sie begnügt sich auch nicht mit Stickereien und geschäftlichen Investments. Denn zusätzlich plant sie eine politische Karriere – allerdings nicht für sich, sondern für den Nachwuchs. Herz und Augen ihrer Söhne richtet sie stets nach Paris und bereitet die beiden auf eine Zukunft in Führungspositionen vor. Das Wiedererlangen von Status, Macht und Ansehen ist kein Zufall, Hortense hat sehr wohl eine Agenda. Nachdem ihr mittlerer Sohn an den Masern stirbt, wird schliesslich ihr Jüngster, Louis Napoléon, 1852 (15 Jahre nach dem Tod seiner Mutter) der letzte Kaiser der Franzosen. Ihr Plan geht also postmortem auf.
Hortenses Königskinder – Bangen und Hoffen für die Söhne
Nach dem Tod ihres ersten Sohnes (1804) hegt Hortense erstmals Suizidgedanken, bei Wanderungen mit einer Freundin begibt sie sich immer wieder in Gefahr. Depressive Episoden und Kuren bestimmen ihr Leben, zeitweise ist sie einsam. Sie fixiert sich auf ihren Jüngsten, Louis Napoléon. Der ist gerade sieben Jahre alt, als seine Mutter mit ihm an den Bodensee kommt. Sein Kinderzimmer stattet sie mit einem Miniaturthron aus, sie selbst unterrichtet den Sohn im Zeichnen und Tanzen. Für französische Grammatik, Latein und Arithmetik werden Hauslehrer eingestellt. Der Prinz ist ein bisschen faul und interessiert sich genau wie sein grosser Bruder vor allem für revolutionäre Politik, Technik und – je älter er wird – zusehends auch für die Konstanzer und Thurgauer Damenwelt. Hortense lässt ihn scheinbar gewähren. Sie kann oder möchte nicht verhindern, dass ihr Sohn sich zunehmend radikalisiert. An der Militärakademie in Thun geniesst er eine Schweizer Offiziersausbildung. Als 28-jähriger scheitert ein Putschversuch gegen den französischen König Louis Philippe. Hortense ist verzweifelt und will ihren Sohn mit einem Gnadengesuch vor dem Tod retten. Der kommt allerdings auch ohne ihr Zutun mit dem Leben davon und wird lediglich Frankreichs verwiesen; als Exil werden ihm die USA bestimmt. Für zehn Monate lebt er dort. Im Herbst 1837 kehrt er auf den Arenenberg zurück – ans Totenbett seiner Mutter.
Sterben mit Blick aufs Konstanzer Münster
Hortense ist verzweifelt, als ihr Sohn von ihr getrennt wird. Hatte sie doch bereits ein nahes Schloss gekauft und für ihn eine geeignete Ehefrau ausgesucht. Als sie aus Paris zurückkommt, wo sie von Freunden abgehalten worden war, sich Louis Philippe zu Füssen zu werfen, ist sie krank. Als ihre starken Unterleibsschmerzen sich nicht bessern, stellen hinzugezogene Ärzte Gebärmutterkrebs fest. Geschwüre können zwar zu dieser Zeit schon operiert werden, allerdings ist das Stadium bei Hortense schon zu weit fortgeschritten. Die letzten Wochen sind qualvoll für die Königin. Zunächst können sie ihre Diener zumindest noch in den Park tragen, in dem sich das Laub bereits herbstlich verfärbt. Am Ende sind ihre Schmerzen so stark, dass man ihr Bett in ihrem zitronengelben Schlafzimmer ans Fenster schiebt, so dass sie auf den See und die Türme des Konstanzer Münsters blicken kann. Am 5. Oktober stirbt sie in den Armen ihres jüngsten Sohnes.
Mehr Informationen unter www.napoleonmuseum.ch
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Hotel Arenenberg & Bistro Louis Napoléon
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8268 Salenstein
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weingut.arenenberg@tg.ch
Der Arenenberg in Kürze:
Spätestens seit 1855 ist das Schlossgut Arenenberg am westlichen Bodensee zu besichtigen. 1906 schenkte es die französische Kaiserin Eugénie dem Kanton Thurgau . Mit der Schenkung wurde die Einrichtung einer landwirtschaftlichen Schule und die Fortführung des napoleonischen Museums vereinbart.
Seither ist der Arenenberg ein Ort, an dem sich auf die Vergangenheit besonnen und zugleich «Zukunft gemacht wird».
Die Berufsfachschule, das Beratungszentrum und die Arenenberger Versuchsbetriebe stehen heute für die kompetente Vermittlung nachhaltiger Landwirtschaft. Zudem ist der Arenenberg inspirierender Lernort für unterschiedlichste Gruppierungen. Das Napoleonmuseum präsentiert mit den originalen Interieurs seiner ehemaligen kaiserlichen Bewohner und dem grossen Landschaftspark rund ums Schloss einen wichtigen Teil der Arenenberger Geschichte. Das Bistro Louis Napoléon sowie das Hotel Arenenberg sorgen zudem für unvergessliche Genussmomente.
Das Napoleonmuseum Arenenberg in Kürze:
Das seit 1855 zu besichtigende Napoleonmuseum Arenenberg ist das einzige deutschsprachige Museum zur napoleonischen Geschichte. Sein Forschungsgebiet reicht von der französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Zu diesem Zweck unterhält das Haus wertvolle Sammlungen verschiedener Genres sowie ein umfangreiches Archiv. Seine ca. 25'000 Bände umfassende Forschungsbibliothek wird laufend erweitert. Seit einigen Jahren unterzieht sich das Napoleonmuseum einem Wandel. Zusätzliche Räume des ehemaligen Schlossguts Arenenberg erlauben es, aus dem bestehenden Haus ein modernes Institut zur Erforschung, Bewahrung und Präsentation der napoleonischen Geschichte zu entwickeln. Die Sammlung umfasst weltweit begehrte Ausstellungsstücke.
Mit jährlich rund 30'000 Besuchern zählt das Museum darüber hinaus zu den Anziehungspunkten des Bodenseegebietes. Regelmässige Sonderausstellungen beschäftigen sich mit Facetten der napoleonischen Geschichte am Bodensee. Der umliegende Landschaftspark ist frei zugänglich. In der «Arenenberger Gartenwelt» können Besucher eine Gartenzeitreise en miniature erleben. Der Museumsshop bietet neben Napoleonika auch regional- und landestypische Produkte an.
Aufgrund seiner Lage am internationalen Bodensee und seiner Geschichte versteht sich das Napoleonmuseum Arenenberg als Mittler zwischen den Staaten. Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Italien, England, Polen, die USA: Es gibt praktisch kein Land zu dem die Familie Bonaparte von Schloss Arenenberg aus nicht in Verbindung stand. Dieser Tradition folgend unterhält das Napoleonmuseum umfangreiche internationale Kontakte.
Ansprechpartner für Medienschaffende:
Arenenberg: Dominik Gügel, Tel. +41 58 345 74 12, dominik.guegel@tg.ch //
Pressestelle: PR2, Petra Reinmöller, Tel. +49 7531 369 37-10, p.reinmoeller@pr2.de (Pressematerial zum Download unter https://www.pr2.de/pressefach/11)