Die Hauptpersonen der Ausstellungskooperation «Grüne Fürsten am Bodensee»

Grüne Fürsten am Bodensee: Who is Who?

Anlässlich des 150. Todestags des am Bodensee aufgewachsenen französischen Kaisers Napoleon III. und des 190. Todestags des österreichischen Fürsten Nikolaus II. Esterházy laden in 2023 «Grüne Fürsten» an den Bodensee. Bei Ausstellungen des Napoleonmuseums Arenenberg, der Insel Mainau und weiterer Partnern erhalten Besucherinnen und Besucher Einblicke in die Park- und Kulturinitiativen der Blaublüter und entlocken den illustren Protagonisten von damals so manches Geheimnis.

Die Hauptpersonen der internationalen Ausstellungskooperation werden hier vorgestellt:

Die «Grünen Fürsten» auf der Mainau

Fürst Nikolaus II. Esterházy (1765 – 1833), genannt: «Il Magnifico»

Nikolaus II. Esterházy ist der wohl reichste Fürst im Heiligen Römischen Reich. In der Zeit des Feudalismus geboren, verfügte er über unbegrenzte Finanzmittel. Er errichtete prachtvolle Schlösser und weitläufige Parks – so etwa in Eisenstadt, seinem Stammsitz. Verheiratet ist er ab 1783 mit Prinzessin Maria Hermengilde von Liechtenstein, mit der er mehrere Kinder hat. Seine große Liebe aber ist die bürgerliche Französin Marie-Louise Plaideux, die er 1810 in Paris anlässlich der Hochzeit Napoleons I. trifft.

Wissenschaftlichen und technischen Neuerungen steht Esterházy offen gegenüber und fördert sie. Seine grossen Leidenschaften sind alle schönen Dinge, darunter Kirchenmusik, Kunst, Schlösser und Gärten. Dafür gibt Nikolaus II. viel Geld aus, sein unermessliches Vermögen zerrinnt ihm zwischen den Fingern. Die Folgen: Schulden, die für seinen Bankrott sorgen. Außerdem muss er einen staatlichen Vormund und polizeiliche Überwachung akzeptieren.

Aus Wien verbannt, kauft Esterházy 1827 vom Grossherzogtum Baden die Mainau. Voller Energie gestaltet der Fürst die Insel um und schafft mit einer prachtvollen Parkanlage rund ums Schloss die Grundlage für die heutigen Gärten der Blumeninsel.

Auch die Landwirtschaft liegt Nikolaus am Herzen, besonders den Weinbau fördert er mit neuen Sorten. Dabei arbeitet er eng mit Königin Hortense vom Arenenberg und dem in Salem sitzenden Markgraf Wilhelm von Baden zusammen.

Im Grunde seines Herzens ist Nikolaus II. ein Familienmensch. Dies gilt vor allem für den Umgang mit seiner geliebten Marie-Louise Plaideux sowie mit ihren gemeinsamen Kindern Natalia Leopoldine Ignatia, Virginia Maria Ignatia und Nikolaus Paulus Plaideux. Mit ihnen pflegt er ein fast schon bürgerliches Leben ohne grosse Hofhaltung. Sie frühstücken und dinieren gemeinsam im Freien, gehen Arm in Arm spazieren, scherzen und liebkosen sich in der Öffentlichkeit.

Marie-Louise Plaideux, später Baronin von Mainau (1785 – 1835)

Marie-Louise Plaideux ist die grosse Liebe des Fürsten Nikolaus II. Esterházy. Da sie nicht verheiratet sind, nennt man Marie-Louise die Frau an seiner «linken Hand». Ihr familiärer Hintergrund ist nicht abschliessend erforscht, jedenfalls ist sie nicht von Adel. Die beiden lernen sich im Umfeld der Hochzeitsfeierlichkeiten Napoleons I. und Marie-Louises von Österreich in Paris kennen. Fürst Esterházy nimmt die Französin mit nach Wien und beschenkt sie grosszügig, unter anderem mit Grundbesitz und Geld.

1811 bringt sie die Tochter Natalia Leopoldine Ignatia zur Welt. Es folgen 1812 Virginia Maria Ignatia und 1815 der Sohn Nikolaus Paulus Plaideux.

Marie-Louise lebt offiziell mit dem Fürsten sowie den gemeinsamen Kindern zusammen und nimmt mit ihm am öffentlichen Leben teil. In der damaligen Zeit ein Skandal, der verbunden mit seiner Zahlungsunfähigkeit Kaiser Franz dazu veranlasst, Esterházy aus Österreich zu verbannen.

1828 wird Marie-Louise auf Veranlassung von Fürst Esterházy durch Grossherzog Ludwig von Baden in den Adelsstand erhoben. Seither trägt sie den Namen Baronin von Mainau, den auch ihre gemeinsamen Kinder erhalten. Natalie heiratet später Franz Ungern von Löwenberg und Virginia den Marquis Cesare Boccella.

Nikolaus Plaideux, später von Mainau (1815 – 1841), genannt: «Der rasende Mainau»

Nikolaus Paulus (Niki) Plaideux, Sohn von Nikolaus II. Esterházy und Marie-Louise Plaideux, gilt als leichtlebig. Weil er sein Vermögen verprasst wird er – wie schon sein Vater in Wien – 1833 unter Vormundschaft gestellt. Befreundet ist er mit Prinz Louis Napoléon, der zusammen mit seiner Mutter Hortense de Beaurharnais, auf dem Arenenberg im Exil lebt. Eine weitere Gemeinsamkeit mit seinem Vater scheint die Liebe zur Musik zu sein, so widmet Johann Strauss ihm den Walzer «Nachwandler».

1828 wird Nikolaus Plaideux durch Grossherzog Ludwig von Baden in den Freiherrenstand erhoben und trägt von da an den Titel «Baron von Mainau».

Baronin Barbara «Betty» von Mainau, geb. Mumb von Mühlheim (1818 – 1865)
Später: von Fingerlin-Bischingen und Marchesa Zappi

Betti von Mumb entstammt einer böhmischen Offiziersfamilie. Um 1835 heiratet sie in erster Ehe Nikolaus von Mainau, den Sohn Nikolaus II. Esterházys, und bringt 1836 die Tochter Nathalie zur Welt. Es wird gemunkelt, dass eigentlich Prinz Louis Napoléon deren leiblicher Vater ist, mit dem Betti eine enge Freundschaft pflegt. Sie gilt als lebenslustige, interessante («merkwürdige») Frau. Nach dem Tod von Nikolaus von Mainau (1841) heiratet Betty 1842 den Freiherrn Edgar von Fingerlin und nach dessen Tod 1848 den Marchese Giovanni Zappi. Im gleichen Jahr ersteht sie Schloss Lilienberg im schweizerischen Ermatingen. Sie lebt ausserdem in Konstanz und später bis zu ihrem Lebensende in Überlingen.

Hofgärtner Ferdinand Schnetz (1774 – 1851)

Ferdinand Schnetz stammt aus Altshausen in Oberschwaben. Er ist ein echtes Multitalent und auf der Mainau die wichtigste Stütze des Fürsten Esterházy. So kümmert er sich um alles: er pflegt die Gärten und betreibt ein Gasthaus auf der Mainau, er züchtet Kanarienvögel, die im Sommer frei auf der Insel fliegen, fertigt mechanische Figuren als Parkdekoration und agiert als Messner in der Schlosskirche. Nicht zuletzt organisiert er die rauschenden Feste der fürstlichen Familie. Kurz, ohne ihn läuft einfach nichts. Ihm zur Seite stehen sein Vater, seine Frau sowie zwei Gärtnerinnen und zwei Gärtner.

Schnetz wird als humorvoller und freundlicher Mann beschrieben, der toll erzählen kann und dadurch die Besucher der Mainau in seinen Bann zieht.

Hofarchitekt Charles de Moreau (1785 – 1849)

Charles de Moreau ist der begnadete und mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Architekt und Gartenplaner des Fürsten Esterházy. Bevor er dem Ruf des Fürsten nach Wien folgt, arbeitet er im Umfeld der französischen Kaiserin Joséphine in Malmaison sowie für Napoleon I.

Ab 1803 ist de Moreau der Esterházy’sche Hofarchitekt und gestaltet praktisch alle Parks, Gärten und Schlösser des Fürsten. Dazu ist er für private Auftraggeber tätig. Seine Arbeiten gelten als stilprägend für die Zeit des ausgehenden Klassizismus / beginnenden Biedermeiers. Ab 1828 ist er mehrfach am Bodensee und die Gestaltung der vor seinem Eingreifen verwilderten Mainau gilt als eines seiner Meisterstücke. Ausgeführt wird sein Entwurf vom dortigen Hofgärtner Ferdinand Schnetz.

Die «Grünen Fürsten» auf dem Arenenberg

Prinz Louis Napoléon, später Napoleon III. (1808 – 1873)

Mit sieben Jahren kommt Prinz Louis Napoléon, der Neffe von Napoleon Bonaparte, an den Bodensee und wird den Arenenberg, Gottlieben und Konstanz lebenslang als seine Heimat bezeichnen. Er spricht schnell fliessend Deutsch und wird auch dank seiner kameradschaftlichen Art zum Mittelpunkt eines weitläufigen Freundeskreises. Der sozial und romantisch veranlagte Prinz ist ein eher ruhiger Charakter ohne Standesdünkel. Zugleich arbeitet er – angetrieben von seiner Mutter Hortense – früh auf das Ziel hin, seinem Onkel Napoleon I. auf den französischen Kaiserthron zu folgen. Trotz oder vielleicht auch aufgrund seiner zurückhaltenden Art ist Louis Napoléon ein echter Womanizer. Seine Gegner halten ihn lange Zeit für einen nicht ernst zu nehmenden Dandy und Lebemann. Doch Louis ist ein begeisterter und begabter Militär mit hervorragenden Beurteilungen. Besondere Leidenschaften hegt er für die (Militär-)Technik, die Geschichte und den Gartenbau. Letzterer wurde ihm förmlich in die Wiege gelegt: Seine Grossmutter Kaiserin Josephine setzt mit der Anlage ihres Parks rund um Schloss Malmaison nahe Paris mit seinen berühmten Gewächshäusern, Pflanzensammlungen und Züchtungserfolgen europaweit Massstäbe und machte das Gärtnern hoffähig. Im Bodensee-Exil auf dem Arenenberg lässt sich der Prinz vom gärtnerischen Interesse seiner Mutter Hortense anstecken. Gemeinsam entwickeln sie rund ums Schloss Arenenberg einen Landschaftspark, wie er im beginnenden 19. Jahrhundert in Mode war.

Im Jahre 1852 lässt sich Louis als Napoleon III. per Volksabstimmung zum Kaiser der Franzosen ausrufen. Während seiner Regierungszeit stösst er die Modernisierung der Infrastruktur sowie den städtebaulichen Umbau von Paris an. Es entsteht die «Stadt der Liebe», wie wir sie heute kennen – mit Prachtboulevards, weiten Sichtachsen und «grünen Lungen», wie dem Bois de Boulogne, die der Bevölkerung als Naherholungsrefugien offen stehen.

Hortense de Beauharnais (1783 – 1837), Ex-Königin von Holland, Herzogin von Saint-Leu

Hortense ist Tochter aus erster Ehe von Joséphine de Beauharnais, die nach dem Tod ihres ersten Mannes General Napoleon Bonaparte, den späteren Kaiser Napoleon I., heiratet und mit der Gartenanlage um Schloss Malmaison sowie mit ihrer Rosenzucht europaweit Standards setzt. Hortense wird 1802 mit Louis Bonaparte, dem jüngeren Bruder Napoleons, verheiratet, der ein paar Jahre später zum König von Holland erhoben wird. Die Ehe ist von Beginn an unglücklich, das Paar trennt sich 1810. Zunächst kehrt Hortense mit ihren Kindern nach Frankreich zurück und nimmt dort zeitweise die Rolle der «First Lady» ein. Nach der Niederlage Napoleons wird Hortense aus Frankreich verbannt. Im Exil am Bodensee erwirbt sie 1817 Schloss Arenenberg in Salenstein und baut es zum Schlossgut aus. Hortense ist musisch veranlagt, sie komponiert, ist schriftstellerisch tätig, malt und zeichnet. An ihrem Hof trifft sich alles, was Rang und Namen hat. Ihr Schloss wird zum glänzenden Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens am See.

Hortense ist praktisch veranlagt und denkt dynastisch. So bereitet sie ihren Sohn Louis Napoléon zielgerichtet darauf vor, eines Tages in Frankreich die Macht zu übernehmen. Hortense ist aber auch überaus sozial engagiert, interessiert sich für modernen Entwicklungen und fördert die lokale Wirtschaft. So gründet sie mit anderen Magnaten die erste Bodensee-Dampfschifffahrt-Gesellschaft.

 

«Grüne Fürsten am Bodensee» Ausstellungstermine:

25.03 bis 01.10.2023: Museum für Archäologie, «Napoleon III. & Archäologie: Parkgestalter und Archäologiefreund», www.archaeologie.tg.ch

16.04.2023 bis 14.04.2024: Ittinger Museum, «Gärten der Kartause - Zum Nutzen und zur Freude», www.kartause.ch

26.04. bis 24.10.2023: Napoleonmuseum Arenenberg, «Die Gärten Kaiser Napoleons III.», www.napoleonmuseum.tg.ch

29.04.2023 bis 10.03.2024: Naturmuseum Thurgau, «Royales Halali - Jagd als fürstliches Vergnügen», www.naturmuseum.tg.ch

26.05. bis 24.09.2023: Insel Mainau, «Il Magnifico – Fürst Nikolaus II. Esterházy empfängt im Schloss», www.mainau.de

 

Ansprechpartner für Medienschaffende:

Arenenberg: Dominik Gügel, Tel. +41 58 345 74 12, dominik.guegel@tg.ch //
Pressestelle: PR2, Petra Reinmöller, Tel. +49 7531 369 37-10, p.reinmoeller@pr2.de

 

Gefördert wird das internationale Ausstellungsprojekt aus Mitteln des Interreg-VI-Programms "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein": https://www.interreg.org