Ein wahrlich kaiserlicher Landsitz

Die Geschichte von Schloss und Park Arenenberg

Hortense de Beauharnais war die Stieftochter und Schwägerin Napoleons I. und sie war auserwählt, die kaiserliche Linie zu sichern. Doch nach Napoleons endgültiger Abdankung 1815 musste sie Frankreich verlassen.

Nach einer wilden Flucht wählte sie zunächst Konstanz als Wohnort und entdeckte von dort aus das Thurgauer Schlösschen Arenenberg, das über die Jahre zu ihrem Refugium und zur Exilresidenz werden sollte. Sie gestaltete es zu einem «geliebten Kleinod». Gekrönte Häupter gingen auf Arenenberg ebenso ein und aus wie die politische, künstlerische und intellektuelle Elite des 19. Jahrhunderts. Das Anwesen strahlt nach einer originalgetreuen Restaurierung in neuem Glanz und beherbergt heute das Napoleonmuseum Arenenberg. Der weitläufige Landschaftspark mit der Arenenberger Gartenwelt gehört mit zum Anwesen und ist eine Attraktion für sich.

Ehefrau, Mutter und Königin
Königin Hortense de Beauharnais (1783–1837) gehörte zu den begehrtesten Personen ihrer Zeit. Sie war die Tochter der Kaiserin Joséphine aus deren erster Ehe mit Alexandre de Beauharnais. Kaiser Napoleon I., der zweite Ehemann ihrer Mutter, adoptierte sie und verheiratete sie 1802 mit seinem launischen, kränkelnden Bruder Louis, der 1806 als König Holland eingesetzt wurde. Die Kinder des Paares sollten nach Napoleons Willen dereinst den kaiserlichen Thron Frankreichs besteigen. Drei Söhne gebar Hortense in ihrer unglücklichen Ehe und Napoleons Wille erfüllte sich: Ihr jüngster Sohn Louis Napoléon ging als Kaiser Napoleon III. in die Geschichte ein.

Neue Heimat im Exil
Nach Napoleons I. Niederlage bei Waterloo 1815 wurden Hortense und die gesamte Familie Bonaparte aus Frankreich vertrieben. Am Ende einer abenteuerlichen Flucht durch halb Europa fand die erschöpfte Königin zusammen mit ihrem jüngsten Sohn Asyl am Bodensee. In ihren Memoiren schreibt sie: «Die Regierung des [Schweizer] Kantons Thurgau erlaubte mir, dasselbe [Arenenberg] zu kaufen. Sie hat dadurch das Verdienst erworben, mich zur Ruhe kommen zu lassen, denn ich war auf Betreiben Frankreichs hin von allen Regierungen ausgewiesen worden».

Die ganze Welt zu Gast bei Hortense
Die Bevölkerung liebte ihre «Frau Herzogin», wie sie sich volksnah nennen liess. Hortense unterstützte Arme und Kriegsflüchtlinge, Schulen und kirchliche Einrichtungen. Dichter, Politiker, Wirtschaftsgrössen und Künstler aus aller Welt machten der Königin ihre Aufwartung: René de Chateaubriand, Alexandre Dumas, Franz Liszt, Guillaume Henri Dufour, Ignaz Heinrich von Wessenberg, Karl Friedrich Schinkel, um nur wenige zu nennen – das Gästebuch Arenenbergs liest sich wie ein «Who is who» des 19. Jahrhunderts. Alle schwärmten von der charmanten Gastgeberin, dem geschmackvoll eingerichteten Haus, dem weitläufigen Park und vom legendären Sonnenuntergang über dem Untersee, dem westlichen Teil des Bodensees, der auch heute noch die Besucher bezaubert.

Auch heute: Willkommen im Schloss
Das 1906 gegründete Napoleonmuseum Arenenberg ist das einzige deutschsprachige Museum zur napoleonischen Geschichte. Wie damals ist es heute wieder ein offenes, gastfreundliches Haus. «Die Besucher sollen sich wie Gäste Hortenses fühlen», erklärt Dominik Gügel, der gemeinsam mit Christina Egli das Napoleonmuseum leitet. Und tatsächlich strahlen die Räume eine wohnliche Atmosphäre aus, ganz so, als würden sie noch hier leben: die Dame des Hauses, ihr quirliger Sohn Louis Napoléon und der kleine Hofstaat. Etwa 700 originale Bände aus der kaiserlichen Sammlung stehen im Bibliotheksschrank, den die Königin auf ihrer Flucht stets mitführen liess. Unter dem ausladenden Billardleuchter, der schon die königliche Spielrunde ins rechte Licht setzte, wartet der Billardtisch.

Intime Einblicke in Salons und Gemächer
Im Speisesalon wird heutzutage zwar kein «petit déjeuner» mehr serviert, doch der mit Porzellanservice und Kristallkaraffen gedeckte Tisch wirkt mehr als einladend. In den ersten Stock, die Beletage, durften damals nur wenige Auserwählte aufsteigen. Heute stehen die Privatgemächer der königlichen Familie jedem offen. Das in seinen Originalfarben rekonstruierte und restaurierte Schlaf- und Sterbezimmer der Königin allein ist schon den Besuch auf Arenenberg wert. Zitronengelbe Damasttapisserie bespannt die Wände, Rokokoornamente und Empiremöbel zieren den Raum, der Blick durch die Fenster gleitet über den Untersee und die Insel Reichenau. Hier starb die Königin am 5. Oktober 1837 in den Armen ihres Sohnes Louis Napoléon.

Ein königliches Arkadien
«Hortense befasste sich gern mit der Natur und fand ein wahres Vergnügen darin, den sie besuchenden Fremden die Standorte zu zeigen, von welchen aus man die schönste Aussicht genoss», schrieb ein unbekannter Zeitgenosse. Voilà, auch heute begleitet der gute Geist der botanikvernarrten Hausherrin die Gäste durch das Wegenetz des zwölf Hektar grossen Geländes. Nach den Idealen Jean-Jacques Rousseaus verwirklichte Hortense ihren «grünen» Traum. Sie schuf einen der bedeutendsten Landschaftsparks ihrer Zeit. Wasserspiele, Eremitage, Grotten, eine vom Prinzen Louis Napoléon konstruierte Brücke über der wildromantischen Schlucht, exotische Pflanzen, üppige Blumenbeete und -rabatten gestalteten einst ein königliches Arkadien. In den vergangenen Jahren wurde der Park wissenschaftlich erforscht und Stück für Stück wiederhergestellt. Bis Mai 2023 soll er wieder in voller Schönheit erlebbar sein.

Gartenzeitreise en miniature: Die Arenenberger Gartenwelt
Auf dem Arenenberg lädt seit 2016 ein Rundweg zum Spaziergang durch die Gartengeschichte ein. Die Vielfalt der Gartenanlagen präsentiert sich unter dem Namen «Arenenberger Gartenwelt». Gäste entdecken nicht nur historische Gärten, sondern lernen auch etwas über modernen Gartenbau. Bei einem Streifzug durch die Sortengärten wird praktisches Gartenwissen von der Bewirtschaftung von Gemüsefeldern bis zur Rosenveredlung vermittelt. Besucher erfahren auch, wie auf dem Arenenberg schon seit Jahrhunderten Wein angebaut wird. Im Mittelpunkt stehen jedoch die historischen Gartenanlagen: In dem vom berühmten Gartenfürst Hermann von Pückler-Muskau mitgestalteten Landschaftsgarten plätschert ein historischer Springbrunnen. Ein mittelalterlicher Patriziergarten zeigt, wie «schöner Gärtnern» im Mittelalter ausgesehen hat.

Kontakt und Adresse: Napoleonmuseum Arenenberg, CH-8268 Salenstein, Telefon: + 41 (0)58 345 74 10, www.napoleonmuseum.ch, napoleonmuseum@tg.ch

 

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Ausstellungskooperation 2023: «Grüne Fürsten am Bodensee»

Das Jahr 2023 steht am westlichen Bodensee unter grünen Vorzeichen! Anlässlich des 150. Todestages des am Bodensee aufgewachsenen französischen Kaisers Napoleons III. und des 190. Todestages des österreichischen Fürsten Nikolaus II. Esterházy lancieren das Napoleonmuseum Arenenberg, die Mainau GmbH und weitere Partner das gemeinsame internationale Ausstellungsprojekt „Grüne Fürsten am Bodensee“. Im Mittelpunkt stehen die Park- und Kulturinitiativen des Fürsten Nikolaus auf der Insel Mainau sowie Kaiser Napoleons III. auf dem Arenenberg und in Europa, um die herum es jede Menge spannende Geschichten zu erzählen gibt.

Die Ausstellungen auf dem Arenenberg und der Insel Mainau widmen sich den Persönlichkeiten der „grünen“ Fürsten und ihrem Gestaltungswillen – sowohl, was die Anlage ihrer Parks angeht als auch ihre damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anliegen: etwa der frühe Gemeinnutz-Aspekt der grünen Oasen als Naherholungsziele für die Öffentlichkeit und die Funktion von Parks als Orten landwirtschaftlicher Versuche und Forschung. Damit schliesst sich der Kreis in die Gegenwart. Interessant wird auch der Blick über den Tellerrand: Dabei geht es um den Austausch der Park-Enthusiasten am Bodensee mit ganz Europa in London, Paris, Wien und Rom. „Fürstliche Seilschaften" und weltweite Pflanzentausch-Achsen spielen dabei eine Rolle.

Ausstellungen im Naturmuseum Thurgau, im Museum für Archäologie im Thurgau und im Ittinger Museum zeigen weitere Aspekte der Gestaltung und Nutzung von Landschaft im 19. Jahrhundert. Kooperationen mit namhaften europäischen Schlössern und Garteninitiativen runden das Bild ab.

Gefördert wird das internationale Ausstellungsprojekt aus Mitteln des Interreg-VI-Programms "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein": https://www.interreg.org

 

Der Arenenberg in Kürze:

Spätestens seit 1855 ist das Schlossgut Arenenberg am westlichen Bodensee zu besichtigen. 1906 schenkte es die französische Kaiserin Eugénie dem Kanton Thurgau . Mit der Schenkung wurde die Einrichtung einer landwirtschaftlichen Schule und die Fortführung des napoleonischen Museums vereinbart.

Seither ist der Arenenberg ein Ort, an dem sich auf die Vergangenheit besonnen und zugleich «Zukunft gemacht wird».

Die Berufsfachschule, das Beratungszentrum und die Arenenberger Versuchsbetriebe stehen heute für die kompetente Vermittlung nachhaltiger Landwirtschaft. Zudem ist der Arenenberg inspirierender Lernort für unterschiedlichste Gruppierungen.

Das Napoleonmuseum präsentiert mit den originalen Interieurs seiner ehemaligen kaiserlichen Bewohner und dem grossen Landschaftspark rund ums Schloss einen wichtigen Teil der Arenenberger Geschichte. Das Bistro Louis Napoléon sowie das Hotel Arenenberg sorgen zudem für unvergessliche Genussmomente.

Das Napoleonmuseum Arenenberg in Kürze:

Das seit 1855 zu besichtigende Napoleonmuseum Arenenberg ist das einzige deutschsprachige Museum zur napoleonischen Geschichte. Sein Forschungsgebiet reicht von der französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Zu diesem Zweck unterhält das Haus wertvolle Sammlungen verschiedener Genres sowie ein umfangreiches Archiv. Seine ca. 25'000 Bände umfassende Forschungsbibliothek wird laufend erweitert. Seit einigen Jahren unterzieht sich das Napoleonmuseum einem Wandel. Zusätzliche Räume des ehemaligen Schlossguts Arenenberg erlauben es, aus dem bestehenden Haus ein modernes Institut zur Erforschung, Bewahrung und Präsentation der napoleonischen Geschichte zu entwickeln. Die Sammlung umfasst weltweit begehrte Ausstellungsstücke.

Mit jährlich rund 30'000 Besuchern zählt das Museum darüber hinaus zu den Anziehungspunkten des Bodenseegebietes. Regelmässige Sonderausstellungen beschäftigen sich mit Facetten der napoleonischen Geschichte am Bodensee. Der umliegende Landschaftspark ist frei zugänglich. In der «Arenenberger Gartenwelt» können Besucher eine Gartenzeitreise en miniature erleben. Der Meumsshop bietet neben Napoleonika auch regional- und landestypische Produkte an.

Aufgrund seiner Lage am internationalen Bodensee und seiner Geschichte versteht sich das Napoleonmuseum Arenenberg als Mittler zwischen den Staaten. Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Italien, England, Polen, die USA: Es gibt praktisch kein Land zu dem die Familie Bonaparte von Schloss Arenenberg aus nicht in Verbindung stand. Dieser Tradition folgend unterhält das Napoleonmuseum umfangreiche internationale Kontakte.